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GESCHICHTE

WIESO BILDER UND NICHT NUR DIGITALE FILES

Studien der TU sagen uns immer, die Speicherung digitaler Files ist nicht überlebenssicher. Unser Alltag zeigt, Bilder werden oft erst viel später interessant. In der „Schuhschachtel“ findet man Erinnerungen, die alte Festplatte ist wahrscheinlich nicht mehr lesbar!

Nach meiner Lehrzeit in Lilienfeld und Arbeiten in der Lichtbildstelle beim Bundesheer in St. Pölten wechselte ich nach Wien. Einige Monate verbrachte ich im Handel bis ich anschließend in der Kunst- und Werbefotografie landete. Auf der weiteren Suche nach einem interessanten Job wurde mir eine Stelle bei Foto Kühnel angeboten. Das traditionsreiche Studio, gegründet um 1890 von August Kühnel, wurde damals von 2 Damen geführt.

Mein Interesse galt schon immer der Portraitfotografie, das ich in dieser Zeit vertiefen konnte. 1983 habe ich das Studio übernommen.

Während meiner Berufsschulzeit, die ich in Innsbruck verbrachte, wurde großer Wert auf Portraitzeichnen und Retusche gelegt. Der Wert einer guten Bildretusche wurde neben der professionellen Lichtführung und Arbeiten mit hochwertigen Kameras, mein Markenzeichen. Es gibt kein gutes Bild ohne Retusche. Durch den Besuch verschiedener Seminare und Workshops bin ich immer am letzten Stand der Aufnahmetechniken.

Den Umstieg von analoger Fotografie auf digitale Fotografie habe ich relativ spät, erst 2006, gemacht, dafür aber wieder in professioneller Art. Zu dieser Zeit waren die digitalen Ausgabegeräte – Drucker – endlich so gut, dass die Bilder wieder Tiefenwirkung zeigten. Es gab wieder plastische Gesichter. Damit konnte und kann ich wieder die Professionalität eines Meisters zeigen.

Die Aufnahmen, die im RAW-Format gemacht werden, werden anschließend grundgefiltert und farblich angepasst, umgerechnet und als tif-Datei zur Bearbeitung gespeichert. Bei der Retusche musste ich mich vom Pinsel auf den Stift am Tablett umstellen, das war nicht so schwer als ich ursprünglich dachte.

Z.B. eine Gruppenaufnahme mit 20 Personen nur einmal zu retuschieren und anschließend 20 Mal auszudrucken, und nicht wie zur analogen Zeit: 20 Mal 20 Köpfe mit Pinsel und Farbe zu retuschieren, da wird das digitale File zum Mögen. Unsere Bilder werden natürlich auf ausgewählte Papiere ausgearbeitet oder in Fotobücher verarbeitet, die auf Fotopapier ausbelichtet und gebunden werden.

Ein gutes digitales File verzeiht bei der Aufnahme wenig Fehler. Man kann ein bisschen mehr ausgleichen als zur analogen Zeit, aber wichtig sind nach wie vor die Grundlagen der Fotografie, der Lichtführung und gute Objektive.

Ende Oktober 2019 habe ich das Studio und das gesamte Archiv an meinen Nachfolger Michael Kreuzer übergeben.

Damit der Umstieg nicht so schwer fällt, betreue ich als Werbeagentur weiterhin die Einkaufsstraße Thaliastraße.